Jahrestagung in Feldkirch

Die Harfe als Inspirationsquelle für Repertoire-Erweiterungen im 21. Jahrhundert

Viktor Hartobanu, der neu berufene Professor für Harfe am Vorarlberger Landeskonservatorium, begeisterte mit seinem Vortrag am 13.10. im Feldkircher Landeskonservatorium die Teilnehmer*innen der Jahrestagung der ESTA. Beginnend mit der Geschichte der Harfe von deren Anfängen, der Verbreitung des Instrumentes über den Minnegesang und später die Bedeutung der Harfe für die Damen des Adels, gab Viktor Hartobanu einen interessanten Überblick, gespickt mit spannenden Details und unterhaltsamen Geschichten. Wer wusste schon, dass es Fürsten gab, die ihr Schloss verpfändet haben, um der Tochter eine Harfe anzuschaffen? Das sollten wir bedenken, wenn wir das nächste Mal glauben, dass Harfen per se teure Instrumente wären... Viktor Hartubanu hat dem Publikum verständlich und anschaulich die Mechanik und Funktionsweise der modernen Konzertharfe erklärt. Für alle Zuhörer war klar, wie die Entwicklung der Harfe zu den heutigen Instrumenten mit der Entwicklung der Musikgeschichte zusammenhängt. Dabei hat Viktor Hartobanu nicht vergessen, auch die traditionellen Harfen, vor allem in südamerikanischen Ländern, zu erwähnen.

Dieser spannende und ganzheitliche Vortrag über die Geschichte der Harfe mündete in eine Erläuterung der Spielweisen der heutigen Musik und die Veränderung der technischen Fähigkeiten und der Virtuosität der Harfenist*innen in den letzten Jahren.

Letzteres schilderte er am Beispiel einer eigenen Bearbeitung des Concierto de Aranjuez von J. Rodrigo. Er verglich hierbei die eigene Bearbeitung mit der von Nicanor Zabaleta. Im ersten Satz des Werkes z.B. hat Nicaor Zabaleta die Leichtigkeit der Gitarre in den wiederholten Akkorden versucht darzustellen, indem er auf die Vollgriffigkeit der Akkorde, die für Gitarristen in einer ganz natürlichen Bewegung entstehen, verzichtet. Dabei verliert die Harfe allerdings an Bassklang. Viktor Hartobanu hat dem Publikum erklärt, was hier die spieltechnischen Schwierigkeiten sind, wie und warum Zabaleta sich für diese Version entscheidet und warum er an der Stelle einen anderen Lösungsvorschlag sieht, der den Bassklang favorisiert, ohne an Virtuosität und Leichtigkeit zu verlieren.

An diesem und an vielen anderen Beispielen im Concierto de Aranjuez konnte Viktor Hartobanu dem Publikum anschaulich vermitteln, wie Harfenspielen „funktionniert“ und mit welchen technischen, klanglichen und musikalischen Herausforderungen und Schönheiten, Harfenist*nnen beschäftigt sind.

Interessant waren auch die folgenden Gedanken Hartobanus zur Entwicklung des Harfenrepertoires in der Neuen Musik. Respektvoll und dennoch amüsant schilderte er seine einenen Erfahrungen mit Komponist*nnen und deren teils abstrusen Ideen, was man mit einer Harfe so alles machen könnte. Sein Plädoyer: die Harfe hat an sich schon viele wunderbare Klangmöglichkeiten - spannend wird es, wenn Komponsit*innen es schaffen, diese ureigentlichen Mögchkeiten des Instrumentes zu nutzen. Dass er hierbei dennnoch offen für neue Spieltechniken ist, ist kein Widerspruch, wie er anhand seiner eigenen Kompositionen für Harfe zeigte. Ein wunderbarer Abschluß des Vortargs ware ein kleines Konzert mit die drei seiner eigenen Kompositionen.

Die ESTA Österreich und alle Kongressbesucher danken Herrn Prof.Hartobanu für seinen tollen Vortrag!

 

 

Einblicke in den Vortrag von Mag. Karin-Regina Florey

Grifftechnik auf der Violine bei atonaler Musik

Im Rahmen der ESTA Tagung am 13. 10 2018 in Feldkirch stellte Mag. Karin-Regina Florey, Violindozentin am dortigen Konservatorium, zusammen mit em. Univ. Prof. Gerhard Zeller von der Musikuniversität Graz ein neu entdecktes Zwölftonspiel für Violine und Klavier (3.4.1955) von Josef Matthias Hauer vor. Anhand von Beispielen aus dem Manuskript sprach K.- R. Florey über die Orientierung der Grifftechnik auf der Violine jenseits des diatonischen Lagensystems. Unterstützt von graphischen Darstellungen und einem Verweis auf die Quantenphysik argumentierte sie, dass das ganzheitliche Überblicken einer Menge (seien es Töne oder Saitenabteilungspunkte) erst dann positiv erlebt wird, wenn die Bewegung der Intervallbeziehungen im Vordergrund steht. So zeigte sie die Korrelation zwischen Notations-unabhängigen temperierten Intervallen und Lagen-unabhängigen Griffabständen auf, erwähnte die dafür erforderliche Trennung von Hören und Tasten im bewussten Wahrnehmen und schlug (in Anlehnung an die Farbtheorie ihres Vaters Hans Florey) die Zahl als verbindenden Ordnungsfaktor vor. Prof. Zeller ergänzte die Violin-bezogenen Ausführungen mit Erläuterungen zum Aufbau des Zwölftonspiels bevor die beiden Musiker das klangvolle Werk abschließend noch einmal zu Gehör brachten.

 

Hier können Sie sich das Programm der Jahrestagung herunterladen

 

Programm der Jahrestagung 2018 in Feldkirch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prof. Viktor Hartobanu an der Harfe (Foto: Prof. Mirjam Schröder)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mag. Karin-Regina Florey mit Prof. Gerhard Zeller (Foto: Helmut Müller)